Die interessanten Verbindungen zwischen der Roma-Kultur und dem Übersetzen

Wir von Translation Romani  haben uns dazu entschlossen, den Begriff Romani in allen Sprachversionen der Website beizubehalten. Er bezieht sich sowohl auf die Sprache als auch auf all die verschiedenen ethnischen Gruppen der Welt, d.h. Roma, Sinti, Manuš, Calé, Romanichal, Kalé und viele andere. Bitte lesen Sie die wichtigen Hinweise unserer Übersetzer zu Erklärungen und anderen Übersetzungen, die lokal, regional oder national verwendet werden.

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Translation Romani
Theater

Theaterstücke werden im Westen seit langem als „Schauspiel“ im Rahmen von Literatur untersucht. Dabei liegt der Fokus in erster Linie auf dem geschriebenen Text, z.B. dem Lesen von altgriechischen, römischen und klassischen europäischen Stücken. In den 1990er Jahren begann die Theaterwissenschaft, die Theatergeschichte verschiedener Kulturen und Völker auf der ganzen Welt zu thematisieren und zu erforschen. Man begann auch, sich systematischer auf die notwendigen Aspekte der Aufführung in Zusammenhang mit oraler Kultur und oralen Traditionen zu konzentrieren. Frühzeitliche mündliche Epen wie Gilgamesh (Sumer), Mahabharata und Ramayana (Indien) oder Ilias und die Odyssee (Griechenland), die regelmäßig von Erzählern und Dichtern wiedergegeben und vorgetragen worden waren, wurden nach Mündlichkeits- und Vortragselementen, die schließlich zu einer Art erstes Theater wurden, hin untersucht. Im Laufe der Geschichte haben unterschiedliche Bedürfnisse für die Entstehung von Theaterstücke auf der ganzen Welt gesorgt. In einigen Fällen sind Rituale und religiöse Zeremonien (schamanistische Spiele sowie Mysterien- und Passionsspiele) Grundlage für das    Theater. Es wird seit jeher als Ausdruck hoher Kultur von Kaiserhöfen, Staaten und Nationen gefördert und unterstützt (z.B. Jīngjù in China, No in Japan, klassische Epoche des 17. Jahrhunderts in Frankreich). Es entsteht immer wieder in Form von Volks- und Straßentheater sowie Karneval.  Oft wird dabei auf  ältere Vorführtraditionen wie Puppentheater, Schattenspiele (osmanisch-türkisch Karagöz) und das italienische Improvisationstheater commedia dell`arte zurückgegriffen. Das moderne Zeitalter brachte nicht nur Musicals und Varieté, sondern auch verschiedene Formen von Politiktheater hervor: subversives Theater (anti-kolonialistisch), Protesttheater (anti-Apartheid in Südafrika) sowie soziales Aktionstheater und aktivistisches Theater (das Theatre of the Oppressed in Brasilien). Neuere Theaterinitiativen verfolgen  eher einen auf Gemeinschaft basierenden, interaktiven, kulturübergreifenden und lehrreichen Ansatz, was Theateraufführungen zur Bewusstseinsschärfung für Gesundheitsthemen (z.B. HIV/Aids) und soziale Probleme (z.B. Rassismus und Diskriminierung) beweisen.      

Einerseits zeigen die Anfänge des modernen Romani-Theaters einige Parallelen zu Theatertraditionen an anderen Orten, andererseits gibt es eine Besonderheit, nämlich das Fehlen eines Gebietes oder Staats, das die gesamte Romani-Sprache und Kultur weltweit eint. Deshalb verbindet es die Geschichte sowie die sprachlichen und kulturellen Traditionen der Länder, in denen die Romani leben. Aufgrund der Tatsache, dass sich Romani-Gruppen in Anatolien, das sich zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert kulturell vom Byzantinischen zum  Osmanischen wandelte, niedergelassen hatten, ist es nicht überraschend, einige Hinweise auf die Romani-Verbreitung von Karagöz-Schattenspielen und -Puppen zu finden. Die erste professionelle Romani-Theatergruppe entstand erst 1931. Das Moskauer Teatr Romen, das seine Stücke hauptsächlich auf Russisch mit einigen eingestreuten Romani-Passagen aufführte, gelangte zu Ruhm trotz der Assimilationspolitik zur Zeit der Sowjetunion, die eine Folklorisierung der ästhetischen Ausdrucksform der Romani begünstigte. Phralipe, die zweite und wohl bekannteste professionelle Romani-Theatergruppe entstand 1970. Sie wurde von Rahim Burhan in Skopje, Mazedonien, gegründet. Mit der Auflösung Jugoslawiens zog das Theater nach Mühlheim, wo es 1991-2001 am Theater an der Ruhr spielte, bevor es 2003 nach Köln weiterzog. Sie spielen meistens ins Romani übersetzte internationale Klassiker. Das drittbekannteste professionelle Romani-Theater ist das Romathan, das 1994 in Košice, Slowakei, gegründet wurde. Es führt international bekannte Stücke als Übersetzung sowie Originale auf Romani und Slowakisch auf. 1999 produzierte Rhizomfilm einen Dokumentarfilm über die Theatergruppe. Im frühen 21. Jahrhundert sind viele Theaterinitiativen und -Produktionen unterschiedlicher, kleinerer Gruppen entstanden. 2010 fand im ungarischen Pécs (dt.: Fünfkirchen; Europäische Kulturhauptstadt 2010) das vom Romano Centro Rácz Aladár Közösségi Ház organisierte Romani theatre festival, wo eine Woche lang Romani-Theater für Erwachsene und Kinder präsentiert wurde, statt. Als außereuropäische Gruppe spielt die Troupe Caravane seit 1980 in Kanada. Erwähnenswert sind auch Romani-Zirkusvorstellungen, wie die des Cirque Romanès in Frankreich unter der Führung von Alexandre Romanès. Und nicht zuletzt haben auch Autoren anderer Genres Stücke geschrieben, u.a.: Rajko Đurić (Serbien), Marcel Hognon (Frankreich), José Heredia Maya (Spanien), Santino Spinelli (Italien), Jovan Nikolić (Serbien) & Ruždija Russo Sejdović (Montenegro), Ali Krasnići (Albanien) und Kujtim Paćaku (Kosovo).

Literaturhinweise:

Bakker, Peter and Kyuchukov, Hristo (eds), What is the Romani language?(Paris / Hertfordshire: Centre de recherches tsiganes / University of Hertfordshire Press, 2000).

Courthiade, Marcel. "Le Théâtre Rromani dans le contexte Balkanique."Bulletin de l`Association des Anciens Élèves de l`INALCO (Paris: INALCO, Oct 2001).

Courthiade, Marcel. "Le Théâtre d`expression Rromani." Les Cahiers Maison Antoine Vitez Centre International de la Traduction Théâtrale(Montpellier: CLIMATS, 2001).

Lemon, Alaina (2000), Between Two Fires. Gypsy Performance and Romani Memory from Pushkin to Postsocialism, Durham / London: Duke University Press.

Madison, D. Soyini and Judith Hamera (eds), The SAGE Handbook of Performance Studies (Thousand Oaks: SAGE Publications, 2006).

Rawlings, Keith. "Deeper Investigations into Shadow Theatre and Puppetry." Updated online March 2011.

Rubin, Don (ed), The World Encyclopedia of Contemporary Theatre series (London / New York: Routledge, 1998).

Slichenko, Nikolai. "From Campfire to Footlights: Gypsies in the Theatre."The Patrin Web Journal online.

Williams, Gary Jay (ed), Theatre Histories: An Introduction (New York / London: Routledge, 2006).


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