Die interessanten Verbindungen zwischen der Roma-Kultur und dem Übersetzen

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Translation Romani
Die Übersetzungswissenschaft

Die akademische Disziplin der Übersetzungswissenschaft entstand Schritt für Schritt aus einem sich ständig vergrößernden Korpus an Dokumentationen von Übersetzern (Übersetzer-Vorworte, Kommentare etc.) und Wissenschaftlern. Diese waren in verschiedenen Disziplinen ausgebildet und reflektierten über die Beobachtungen und konkreten Übersetzungspraktiken, die sich über Jahrhunderte herausgebildet hatten. James Holmes war der erste Wissenschaftler, der die Eckpunkte der Disziplin setzte (1972 / 1988). Er teilte sie konzeptionell in zwei Hauptbereiche ein: theoretische und angewandte Übersetzungswissenschaft. Diese Bereiche umfassen vielfältige theoretische und praktische Ansätze, die für die Untersuchung der Übersetzung als eigenständiges Phänomen relevant sind. Bis vor einiger Zeit lag der Schwerpunkt der meisten Geschichten der Übersetzungswissenschaft und Publikationen zur Übersetzungstheorie auf westlichen Bibel- und Literaturtraditionen. Eugene Nida, der auf der Sprachwissenschaft von Chomsky aufbaute, war 1969 einer der ersten Wissenschaftler, der Übersetzen mehr als „Wissenschaft“ denn als „Kunst“ ansah und förderte, indem er das umfangreiche Material der Bibelübersetzung für Forschungszwecke nutzte.    

In seiner relativ kurzen Geschichte als akademische Disziplin hat die Übersetzungswissenschaft aufschlussreiche Forschungserkenntnisse hervorgebracht, die durch das Zusammenfügen von Perspektiven anderer Disziplinen und Übersetzung als Untersuchungsobjekt entstehen. Die Begriffe Äquivalenz und Treue zum Ausgangstext (und die daraus folgende Diskussion „Wort-für-Wort“- gegen sinngemäße Übersetzung) sind in Übersetzungskommentaren immer wieder diskutiert worden. Dies lässt sich zu  großen Teilen auf das traditionell hohe Ansehen, das religiöse und kirchlich-literarische Texte in vielen Kulturen genießen, zurückführen. Frühe sprachliche Ansätze in der Übersetzungswissenschaft waren vergleichender Natur. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf sprachlichen Mechanismen, mikrosprachlichen Berührungspunkten und den Verschiebungen, die von Natur aus bei der Übersetzung zwischen zwei unterschiedlichen Sprachsystemen entstehen. Die deutsche Übersetzungswissenschaft der 1970er und 1980er Jahre lenkte die Disziplin dahin, Übersetzung als kommunikative Aktivität anzusehen. Dies wird als funktionaler Ansatz bezeichnet. Man nahm an, dass spezielle Texttypen und unterschiedliche Ziele der Übersetzung (Skopos) den Übersetzer dazu bringen, konkrete Strategien anzuwenden. Anders ausgedrückt war Übersetzung zwangsläufig dynamischer Natur. Der Fokus bewegte sich weg von der Analyse auf Wort- und Satzebene und hin zur kontextuellen Text- und Diskursanalyse auf Makroebene.          

In den 1990er Jahren blühte die Übersetzungswissenschaft auf. Philosophische Ansätze erweiterten die wissenschaftliche Erforschung mit Themen wie Hermeneutik (Steiner), reine Sprache (Benjamin`s "Task of the Translator" neu entdeckt) und Dekonstruktion (Derrida). Polysystemtheorien (Even-Zohar) regten die Entwicklung neuer Methoden -- deskriptive Übersetzungswissenschaft (Toury) -- an, die stark empfängerorientiert waren und, die anregten, dass die in der Gesellschaft der Zielsprache gültigen Normen letztendlich über Angemessenheit und Akzeptanz der übersetzten Texte entscheiden. Dies machte das Aufkommen hebräischer Literatur in Israel deutlich. Die Erkenntnisse der 1990er verschoben sich deutlicher in Richtung „Kultur“. Die „kulturelle Wende“ in der Übersetzungswissenschaft profitierte bei der Untersuchung von Übersetzungsphänomenen, die durch Diskursideologien, Genderfragen, Postkolonialismus und Poststrukturalismus etc. geprägt wurden, von den Methoden der aufstrebenden Kulturwissenschaften. Somit geht die „kulturelle Wende“ auf die Notwendigkeit ein, an einer genauen Definition von Übersetzung als „sprachlich und kultureller Transfer“ zu arbeiten.

Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts konzentrierte sich die Forschung hauptsächlich auf die Positionierung, die Sichtbarkeit und die Berufsethik des Übersetzers, besonders in Bezug auf andere soziale Akteure, die in die Übersetzungsproduktion involviert sind, z.B. die Verlage. Neue Geschichten der Übersetzung haben auch nicht-westliche Traditionen und die Rolle des Übersetzers untersucht. Sie sind Vorläufer einer Vielzahl neuer Werke, die als neue Soziologie des Übersetzens bezeichnet werden. Die Fokussierung auf den Übersetzer und die Übersetzung als Prozess (anstatt ausschließlich auf das Produkt) hat auch kognitive, psychologische und neurolinguistische Übersetzungsansätze erneuert. Die heutigen Gegenstücke zu Laut-Denk-Protokollen (engl. think aloud protocol) sind funktionelle Magnetresonanztomographien (fMRIs) sowie ausgeklügelte Blickbewegungsregistrierungsgeräte (engl. eye tracking device). Moderne Technologien haben in der Tat eine neue Ära des Übersetzens eingeleitet. Übersetzen ist nicht mehr nur eine Text-, sondern auch eine semiotische Multimedia-Kreation, bei der der Übersetzer sich das Internet sowie Sprach- und Videotechnologien zunutze macht. Riesige Mengen mehrsprachiger wissenschaftlicher Untersuchungen, im Internet produzierte Übersetzungen, fortschreitende Globalisierung, Anpassungsstrategien bei der Lokalisierung und vermehrte Nutzung maschineller Online-Übersetzungen werden die Forschung der Übersetzungswissenschaft in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich weiter inspirieren.             

Literaturhinweise:

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